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Ostpreußen - Die Altpreußen
Wer lebte eigentlich in dem Gebiet, welches uns später als Ostpreußen bekannt wurde, noch bevor sich ab dem 13. Jahrhundert im Zuge der deutschen Ostkolonisation deutschsprachige Siedler dort niederliessen? Die altpreußischen Landschaften (1) Es waren baltische Stämme, die in 11 bekannten Stammesfürstentümern lebten. Sie waren die Urbevölkerung Ostpreußens, bevor mit dem Deutschen Orden das Land in die niedergeschriebene Geschichte eintauchte. Sie begegnen uns in alter Literatur als "Brus", "Prusai", "Pruzzen" oder "Preuszen". Nur wenige schriftliche Zeugnisse liegen von ihrer Lebensart und Kultur vor. Trotzdem ist der Wissenschaft ihre Kultur-, Lebens- und Glaubenswelt nicht gänzlich unbekannt. Das Siedlungsgebiet jener Stämme, die gemeinhin Prußen oder Preußen genannt wurden, umfasste in etwa das spätere Ostpreußen und einige Gebiete darüber hinaus. Zur besseren Abgrenzung zum späteren Staat Preußen werden diese Stämme gemeinhin Altpreußen genannt. Ab wann die Altpreußen dieses Gebiet besiedelten ist unbekannt, doch lassen archäologische Funde auf eine sehr lange Besiedlungskultur schließen. Die Altpreußen verehrten wie viele nichtchristliche alteuropäische Völker die Natur. So waren, wie bei den alten Germanen, Thingplätze meist unter heiligen Bäumen und Hainen zu finden. In ihrer Naturreligion galt die ganze Natur als belebt und beseelt. Eichen, Ulmen und Eschen wurden häufig als Schutzbäume von Familien oder Siedlungen angesehen. Das Abschälen von Baumrinde am lebenden Baum galt daher als Frevel. Neben dieser Naturverehrung gab es auch personifizierte Götter, wie der bärtige Perkunos, ein Donnergott - dem germanischen Thor vergleichbar. Daneben findet sich Potrimpos, der ewige Jüngling, Gott alles Schönen und der Fruchtbarkeit, Pikallos - der als hagerer Greis mit grauem Bart dargestellt wurde, so wie Allvater Odin bei den Germanen. Überhaupt ergeben sich viele Paralellen zu den germanischen Gottheiten und dem germanischen Glauben. Durch den Kontakt zu Germanenvölkern während der Zeit der Völkerwanderung könnten religiöse Einflüsse übernommen worden sein, doch da keine Schriftzeugnisse aus dieser Zeit vorliegen, ist dies nicht gesichert. Es ist jedoch bekannt, dass sich u.a. die Goten längere Zeit an der unteren Weichsel aufgehalten haben und mit den Altpreußen zusammenlebten. Gotische Gräber aus gleicher Zeit finden sich daher selbst noch im Masurenland, direkt neben altpreußischen Begräbnisstätten. Preußische Hochzeit (2) Von Reisenden der Vor-Ordenszeit wurden als Haupttugenden der Altpreußen die Gastfreundschaft, eine tiefe Religiosität sowie eine große Freiheits- und Friedensliebe berichtet. Während die weltlichen Fürsten die Herrschaft über das Land ausübten, wurde die Religion von Priestern und auch Priesterinnen vertreten. Den Hohepriester nannte man Kriwe, er hatte bei den baltischen Völkern in etwa die Stellung des Papstes, sein Amtssitz war Romowe (Romehmen), dort stand das oberste Heiligtum der Preußen. Die lokalen Priester nannte man Weidelotten. Frühe Überlieferungen nannten die Bewohner der Region Aestii (Tacitus) oder Äster (Cassidior und Jordanes), die "friedliche Bauern waren, die vom Fischfang und vom Einsammeln des Bernsteins lebten." Tacitus beschrieb Sie in seiner "Germanica" so: „Weiter nun werden an der rechten Küste des Suevenmeeres (mare Suebicum) der Aestier Völkerschaften bespült, deren Gebräuche und ganzes Aeußere wie der Sueven sind, die Sprache näher der britannischen." Tacitus hielt sie vermutlich sogar für Germanen, als er niederschrieb, "Getreide und die andern Feldfrüchte bauen sie mit einer für die gewohnte Trägheit der Germanen großen Geduld." Preußische Frauen in landestypischer Tracht (3) Eroberung und Christianisierung Preußens Nach einigen gescheiterten Versuchen masowischer Herzöge im Land der Preußen Fuß zu fassen, versuchte man anfangs des 13. Jahrhunderts mit Hilfe des Deutschen Ordens die Stammesgebiete der Altpreußen zu erobern und zu missionieren. Die Eroberung des Preußenlandes begann um 1231 mit Landmeister Hermann von Balk, der mit ganzen 7 Ordensrittern und 700 Mann Fußvolk die Weichsel überquerte und noch im gleichen Jahr eine Burg auf dem Gebiet der heutigen Stadt Thorn erbauen ließ. Weitere Vormärsche ins Preußenland folgten. Dagegen gab es von preußischer Seite allerdings erhebliche Widerstände. So gab es mehrere Preußenaufstände, die bekanntesten unter Erkus Mants (Herkus Monte) einem Natanger Fürsten im Jahre 1260, der nach seiner Niederlage in Braunsberg und Brandenburg und seines nachfolgenden Rückzugs eher zufällig im Wald entdeckt und etwa um 1272 vom Komtur zu Christburg getötet wurde. Einen weiteren Aufstand gab es um 1277 unter Herzog Skomand, einem sudauischen Fürsten, der den Orden zeitweise in arge Bedrängnis brachte. Die Preußen rückten dabei bis an die Weichsel vor. Allerdings waren die Preußen den kampferprobten und gut organisierten Rittern des Ordens auf längere Frist militärisch unterlegen. Das Ende des altpreußischen Stammeswesens vollzog sich allerdings am Stammsitz des Sudauerfürsten Skomand, in der Nähe des gleichnamigen Sees bei Lyck. 1281 eroberten die Ordensritter Skomands hölzerne Wallburg, wobei der Anreiz nicht nur darin bestand, Skomands Widerstand zu brechen, da dieser die Jahre zuvor immer wieder Angriffe tief in die Ländereien des Ordens durchführte, man vermutete auch einen großen Silberschatz bei ihm. Skomand muß wohl auch sehr wohlhabend gewesen sein, die Herkunft des Namens soll sich von Skomantis ableiten, was einen reich gedeckten Tisch und somit ein wohlhabendes Haus bedeutet. Den Silberschatz fanden die Ritter damals nicht, erst Archäologen des 20. Jahrhunderts stießen bei Ausgrabungen auf reiche Silberfunde. Skomand ließ sich und seine Getreuen taufen und erhielt das Gut Steinen, wo er sich der Landwirtschaft widmete. Er starb um 1285 mit 60 Jahren. Bildnachweise: (1) eigenes Werk (2) Olaus, Bischof von Uppsala, Lizenz: gemeinfrei (3) Prätorius, Lizenz: gemeinfrei |