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Ostpreußen - Über die altpreußische Sprache
Im Gebiet Ostpreußens wurde vor Ankunft deutscher Siedler Preußisch (Prūsiskan) gesprochen. Zur besseren Abgrenzung zum späteren preußischen Staat und den neupreußischen deutschen Dialekten, spricht man daher von Altpreußisch (Waraprūsiskan). Das Altpreußische gehörte zu den baltischen Sprachen, wie die heute noch existierenden Sprachen Lettisch oder Litauisch, wobei die lettische Sprache dem Altpreußischen am nächsten kommt. Altpreußisch war in den Gebieten des späteren West- und Ostpreußens verbreitet, teils über diese Gebiete hinaus (in südlicher und östlicher Richtung). Die damaligen Sprachgrenzen lassen sich dabei nicht mehr genau verifizieren, da es so gut wie keine überlieferten Aufzeichnungen gibt. Altpreußisch gilt heute als ausgestorbene Sprache. So soll die preußische Runenschrift, nach dem Mönch und Historiographen Simon Grunau, ausgesehen haben. (3) Im Altpreußischen finden wir Lehnwörter aus weiteren baltischen und slawischen Sprachen zudem viele aus germanischen Sprachen. Die späteren Lehnwörter wurden zur Zeit des Deutschordensstaates übernommen, frühere sicherlich zur Zeit der Gotensiedlung an der unteren Weichselmündung. Die Goten lebten etwa um die Zeit Christi Geburt im Bereich der unteren Weichsel, ihr Siedlungsgebiet erstreckte sich bis hinein nach Masuren, wie gotisch-preußische Gräberfelder belegen. Mit dem Fortzug der Goten ans Schwarze Meer zwischen 150-200 n. Chr. verschwand die gotische Sprache in der Region und die Altpreußen übernahmen (erneut) die gotischen Siedlungsplätze. Bis zur Ankunft der Ritter des deutschen Ordens am Anfang des 13. Jahrhunderts, gibt es kaum Informationen über Geschehnisse im Preußenland. Die Ordensritter gründeten nach ihren Eroberungen Siedlungen und Städte nach deutschem Recht und holten neue Siedler, meist aus dem deutschsprachigen Raum ins Land. In den vom Deutschen Orden gegründeten Städten, wurde daher meist von Anfang an Deutsch gesprochen. So gewann das Deutsche, nicht nur durch die fortwährende Zuwanderung, immer mehr an Bedeutung, einfach schon aufgrund der Tatsache dass es eine verschriftete Sprache war. Die Verwaltung, die Gerichtsbarkeit in den Städten sprach und schrieb deutsch, das Altpreußische wurde somit immer mehr zu einer Art ländlichen Bauernsprache zurückgedrängt. Das älteste niedergeschriebene Preußisch findet sich im sogenannten Baseler Epigramm aus dem Jahre 1369. Dort heißt es: "Kayle, rekyse. Thoneaw labonache thewelyse. Eg koyte poyte nykoyte penega doyte." Auf deutsch: "Zum Wohl, Herr. Du bist kein gutes Onkelchen. Wenn du trinken willst, aber willst du kein Geld ausgeben." Ausschnitt aus dem Elbinger Vokabular (2) Es liegen nur wenige Verschriftungen des Altpreußischen vor. Die älteste, und nach überwiegender Forschermeinung auch die unverfälschteste, stellt das sog. Elbinger Vokabular dar, welches Anfangs des 15. Jahrhunderts veröffentlicht wurde. Zur Zeit der Reformation, wurden auch einzelne religiöse Texte wie der Luther-Katechismus ins Altpreußische übersetzt. Doch auch dies hielt das Aussterben der altpreußischen Sprache nicht mehr auf. Luthers Katechismus in "preusznischer Sprach gecorrigiret", gedruckt in Königsberg (2) Letzte Reste der Sprache hielten sich in im Samland und in Natangen bis ins 16. und 17. Jahrhundert, wie aus den Vorworten des ins Preußische übersetzten Katechismus Luthers hervorgeht. Natangen wird hier als "recht preuszischen Ort" bezeichnet, woraus sich vermuten lässt, daß die preußische Sprache hier noch relevant war. Auch die Sudauer sind noch erwähnt. Leider wird dabei nicht deutlich, ob es sich hier um die im 13. Jahrhundert getauften Sudauergruppen handelte, denen als christliche Neubürger die Ansiedlung im Samland ermöglicht wurde (Anm.: das eigentliche Sudauen war zu dieser Zeit noch nicht christianisiert), oder um die ursprüngliche Region Sudauen (um Goldap, Lyck und Suwalken). Aus den nachfolgenden Jahrhunderten gibt es keine gesicherten Informationen, ob noch irgendwo im nennenswertem Umfang Preußisch gesprochen wurde. Die deutsche Sprache wurde, neben ihrer Funktion als Verwaltungssprache, in den meisten Landesteilen auch zur überwiegenden Umgangssprache und bildete dabei selbst neue Dialektformen aus. In diesen, mittlerweile leider auch ausgestorbenen preußisch-deutschen Dialekten, fanden sich durchaus noch Reste der altpreußischen Sprache. Wie z.B. die in Ostpreußen übliche Bezeichnug für ein junges Mädchen als Marjellchen oder Kaddig für Wacholder. Mit der Vertreibung aus Ostpreußen starben nach 1945 auch die Dialekte dieser Region aus. Heute gibt es in Versuche, u.a. von heidnischen oder historisch und kulturell interessierten Gruppen, die altpreußische Sprache wiederzubeleben. Bildnachweise: (2) unbekannter Autor (Lizenz: gemeinfrei) (3) Simon Grunau (Lizenz: gemeinfrei) |