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Ostpreußen - Geschichte der Stadt Lyck
Im Osten Masurens - einst die große Wildnis genannt, dort liegt der Lycksee. Und hier befand sich, geschützt an seinen Ufern, einst eine altpreußische Siedlung. In die niedergeschriebene Geschichte tauchte dieser Ort ein, als im Jahre 1398 Ulrich von Jungingen, ein Hochmeister des Deutschen Ordens, auf einer von Osten in den See hineinragenden Halbinsel ein "festes Haus" errichten ließ. Es entstand eine dörfliche Siedlung, die bereits kurze Zeit später das Dorfprivileg innehatte, welches 1425 von Hochmeister Paul von Rusdorf verliehen wurde. Man gab der Siedlung den Namen "Zur Lycke". Lyck, Promenade mit Schloßinsel (1) Um 1530 begannen in Lyck reformatorische Zeiten und die ersten lutherischen Geistlichen nahmen ihre Arbeit auf. Bereits 1587 erhielt der Ort eine Provinzialschule, die später unter dem Namen Königliches Gymnasium zu Lyck firmierte. Seit 1669 hat Lyck das Stadtrecht und entwickelte sich zu einem kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum der Region. Durch diese Mittelpunktfunktion erhielt die Stadt auch den Beinamen "Hauptstadt Masurens." Die Bevölkerung stieg an auf 2000 Personen. Im 18. Jahrhundert grassierte um 1709/10 die Pest, die 1300 Einwohner dahinraffte und dadurch die vorangegangene Stadtentwicklung wieder zunichte machte. Zusätzlich gab es mehrere Stadtbrände und den Durchzug feindlichen Militärs. Erst mit der Einrichtung einer festen Garnison um 1740 begann wieder ein leichter Aufschwung für die Stadt. Lyck, Landkarte von 1910 (2) Von 1818 bis 1945 hatte Lyck den Rang einer preußischen Kreisstadt und war Sitz der Kreisverwaltung. 1868 erhielt Lyck einen Bahnanschluß aus Königsberg, welcher 1871 bis zur Grenzstadt Prostken erweitert wurde. Es folgten weitere Strecken nach Arys, nach Johannisburg und über Treuburg und Goldap nach Insterburg. Anfang des 20. Jahrhunderts kam noch eine schmalspurige Kleinbahn ins Lycker Hinterland dazu. Ein Streckenast führte nach Sawadden (Grenzwacht), ein anderer nach Thurowen (Auersberg). Lyck wurde damit ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt. Ein Umstand, der das weitere Wachstum der Stadt stark begünstigte. Lesen Sie dazu auch: Die Eisenbahn rund um Lyck Blick über den Lycksee auf die Stadt, ca. 1930 (3) Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit Im Ersten Weltkrieg wurde die Stadt 1914 kurzzeitig von russischen Truppen besetzt, die bei Ihrem Einmarsch erhebliche Zerstörungen in Stadt und Umland verursachten. In der sogenannten Winterschlacht um Masuren wurden die Truppen des russischen Zaren wieder nach Osten abgedrängt. Nach dem ersten Weltkrieg sollte Masuren (und damit auch der Kreis Lyck) dem neu entstandenen polnischen Staat zugeschlagen werden. Man einigte sich auf eine Volksabstimmung über den zukünftigen territorialen Status. Mit 97,9% für den Verbleib in Ostpreußen und nur 2,1% für Polen fiel das Ergebnis im gesamten Abstimmungsgebiet sehr eindeutig aus. Auch in Lyck war das Ergebnis deutlich: Von den 40.440 Stimmberechtigten im Landkreis, nahmen 36.573 an der Wahl teil. Für Deutschland stimmten 36.529 Wahlberechtigte, für den Anschluß an Polen entschieden sich nur 44 Personen. Somit verblieb auch der Kreis Lyck bei Deutschland. Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit Während des II. Weltkrieges blieben Stadt und Umland von den verheerenden Bombenangriffen verschont, da Ostpreußen außerhalb der Reichweite allierter Bomber lag, doch Ende 1944 rückten sowjetische Truppen gegen die Grenzen Ostpreußens vor. Viel zu spät für eine organisierte Flucht, wurde am 21. Januar 1945 die Evakuierung der Stadt und des Kreises angeordnet. Die schwierige Flucht in den Kriegswirren und winterlicher Kälte und die Greuel der Sowjetsoldaten an den Zurückgebliebenen, überlebte ein Fünftel der Kreisbevökerung nicht. Obwohl die Stadt bis zum Einmarsch der sowjetischen Einheiten unzerstört geblieben war, verheerten von den Sowjets nach deren Einmarsch vermutlich absichtlich gelegte Brände Teile der Stadt. Im April 1945 wurde die Stadt an Polen übergeben. Die Zerstörungen und Plünderungen durch sowjetische Soldaten in Ostpreußen, wurden von der polnisch-kommunistischen Regierung verschwiegen, um das Bündnis mit der Sowjetunion nicht zu gefährden. Die neue polnische Verwaltung änderte alle Orts-, Straßen- und Flurnamen in polnisch klingende Namen um und ließ sämtliche deutsche Inschriften und Schilder entfernen. Selbst Friedhöfe wurden nicht verschont, sondern zerstört und planiert, da gerade diese anhand der Grabsteine deutlich zeigten, daß es sich um von Deutschen besiedeltes Land handelte und nicht um "wiedergewonnene ur-polnische Gebiete", wie die offizielle Sprachregelung vorgab. Auszug aus einer Repatriierungsliste der polnischen Behörden zur Ausweisung deutscher Bewohner aus der Stadt Lyck 1948 (4) Der Gebrauch der deutschen Sprache wurde untersagt. Eigentum deutscher Bürger konfisziert. Dies hatte zur Folge, das in den nachfolgenden Jahren, neben den bereits Geflohenen und Ausgewiesenen, noch viele weitere Deutsche die Region verliessen, oft genug von den neuen polnischen Behörden dazu gezwungen, so daß in den 60er Jahren von ehemals etwa 53.000 Kreisbewohnern nur noch 731 Deutsche verblieben waren. Die polnische Verwaltung siedelte in den immer leerer werdenden Gebieten ihre eigenen Vertriebenen an, die in der Mehrzahl aus den nun an Weissrussland und die Ukraine zurückgefallenen Ostgebieten Polens stammten. Doch selbst damit verharrte die im Vorkriegsvergleich nun immer noch fast menschenleere Region lange Zeit im Dornröschenschlaf. Selbst polnische Zeitungen der kommunistischen Zeit der 50er Jahre berichteten in drastischen Worten vom Verfall und mangelnder Entwicklung im östlichen Masuren. Doch das ist lange her und seit dem Ende des Kommunismus vorbei. Die Stadt Ełk heute Wer die Stadt heute besucht, erlebt eine pulsierende und moderne Stadt, die sogar nichts mehr mit der ländlichen Verschlafenheit früherer Jahre zeigt. Heute hat die Stadt bereits über 55.000 Einwohner. Eine Zahl, die sowohl aus Eingemeindungen (z.B. der Gemeinde Walden), wie auch aus Zuwächsen durch Neubürger aus umliegenden Dörfern resultiert. Überall wird gebaut, neue Siedlungen enstehen, es wird restauriert und renoviert. Supermärkte und Einkaufszentren entstanden. Doch in vielen Dörfern im weiteren Umland, wo spätestens seit dem Ende der 90er Jahre auch eine massive Landflucht einsetzte, scheint oftmals die Zeit stehen geblieben zu sein. Bildnachweise: (1) Manfred Podzkiewitz (2) Staatsarchiv Przemysl (Lizenz: gemeinfrei) (3) Familienarchiv Podzkiewitz (Lizenz: gemeinfrei) (4) Staatsarchiv Bialystok (Lizenz: gemeinfrei) |